Antwort geben

von Arnold Neumaier


Jemand schrieb mir, Jesus ähnlicher zu werden, ist sicher ein lohnendes Ziel! Aber warum habe ich so eine Antwort früher nie bekommen? Liegt das vielleicht an der (sicher kränkelnden) Institution Kirche?


Ja, es ist traurig. Das Reich Gottes besteht nicht in Institutionen, sondern in Kraft (vgl. 1. Kor. 4:20). Die Leute laufen den Kirchen davon, die nicht mehr imstande sind, Gottes Wort für die heutige Welt lebendig zu machen. Nicht alle Gemeinden sind gleich krank; in den meisten Konfessionen gibt es Ausnahmen von der allgemeinen Tendenz. Die Botschaft Jesu ist immer noch attraktiv für die Menschen, wenn sie verständlich weitergegeben wird (Röm. 10:14-17).

Ich bin trotz einer christlichen Erziehung Atheist geworden, weil ich nichts verstanden habe vom eigentlichen Wesen Gottes und des Christ Seins. Und als ich schließlich eine Ahnung davon bekommen habe, daß soviel mehr dahinter steht, merkte ich, daß meine Ablehnung Folge eines großen Mißverständnisses gewesen war. So bin ich Christ geworden.

Seither denke ich, daß die, die ein echtes Interesse daran haben, den Menschen zu dienen, fast wie selbstverständlich Christen würden, wenn sie verstehen würden, was das bedeutet. Und ich habe mir zur Aufgabe gemacht, zu lernen, das Evangelium klar und verständlich auszudrücken, ohne die traditionellen Ausdrucksformen der Kirchen gebrauchen zu müssen, die oft falsche Assoziationen wecken (Luk. 5: 36-39). Es hat Jahre gebraucht, bis ich auch nur für mich selbst genügend Klarheit hatte, und noch einmal Jahre, bis ich den Mut und die Worte fand, das, was ich wußte, weiterzugeben in einer Umwelt, in der Reden über Christsein (fast) tabu ist.

Mir macht es immer große Freude, Zitate aus der Bibel so zusammenzustellen, daß sie die Dinge prägnant beleuchten (Matth. 5:14-16; Matth. 13:52). Ich versuche, das anzugeben, was mir im entsprechenden Kontext Klarheit, Ziel, Orientierung, Kraft oder Mut gibt. Auch wenn es manchmal viel Zeit kostet (wenn ich nur den Inhalt der Bibelstelle weiß, und den Kontext oder den genauen Ort erst herausfinden muß), das ist mein Hobby. 1. Petr. 4:10-11.

Es kommt darauf an, so zu reden, daß es motiviert zum selbständigen Stöbern in der Bibel, dieser alten Sammlung von Erfahrung mit Gott. Gott hat andern vielleicht manch Anderes zu sagen als mir, wo ich sie nicht drauf stoßen kann; aber Sein Geist beleuchtet für jeden die Texte, die bei ihm fruchtbar werden sollen (Joh. 16:12-13; 2. Kor. 3:6).

Auch in den kranken Gemeinden gibt es oft einige, die eine Ahnung von der befreienden und erfrischenden Botschaft Jesu behalten haben - soviel scheint durch die unkommentierten Bibeltexte, die sonntags immer gelesen werden, immer noch hindurch -, die sich danach sehnen, daß diese Botschaft lebendig und wirksam wird. Daß das Himmelreich wieder so nahe kommt, daß es sich lohnt, sich zu erneuern (Luk. 3:1-14; Matth. 4:12+17; Röm. 12:2). Um solche Leute zu finden, ist ein bestehender Bibelkreis ein guter Anknüpfungspunkt, zusammen mit dem Mut, echte Fragen und Antworten (oder Antwortversuche) einzubringen, mit Einfühlungsvermögen und Achtung (1. Petr. 3:15-16; Kol. 4:5-6).


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Arnold Neumaier (Arnold.Neumaier@univie.ac.at)