Wie müssen die Worte sein? Wie die Sterne. Die Sterne sind völlig klar und völlig genau. So hat der Stil des Predigers zu sein: äußerst genau und äußerst klar... Der Stil kann klar und gleichzeitig ganz erhaben sein, so klar, daß ihn jene verstehen, die nicht gebildet sind, und so erhaben, daß die, welche gebildet sind, viel davon haben. Der Bauer findet in den Sternen Fingerzeige für seine Arbeit, der Seemann für die Schiffahrt und der Mathematiker für seine Beobachtungen und Berechnungen; derart, daß der Bauer und der Seemann, die nicht lesen und schreiben können, die Sterne verstehen, und der Mathematiker, der gelesen hat, was viele schrieben, nicht nachkommt zu begreifen, wieviel in ihnen enthalten ist. So kann die Predigt sein: Sterne, die alle sehen und die wenige ermessen.
António Vieira
(Aus seiner Predigt über das ``Wort Gottes'', gehalten an Sexagesima 1655 in der königlichen Kapelle zu Lissabon)
Arnold Neumaier (Arnold.Neumaier@univie.ac.at)