Wenn Eifersucht und Streitigkeiten unter euch sind, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt nach menschlicher Weise? Denn wenn einer sagt: ich bin katholisch, der andere aber: ich bin evangelikal, ist das nicht menschlich geredet? Wer ist nun diese Gemeinde, wer ist jene Kirche? Diener sind sie, durch welche ihr gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeglichen gegeben hat. Die eine hat gepflanzt, die andere begossen, aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nun weder wer da pflanzt etwas noch wer begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. Wer aber pflanzt und wer begießt, die sind einer wie der andere. Ein jeglicher aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit. Wer bist Du, daß Du einen fremden Knecht richtest? Er steht oder fällt seinem Herrn. Er wird aber stehen bleiben; denn der Herr kann ihn wohl aufrecht halten. (vgl. 1. Kor. 3:3-8; Röm. 14:4)
Solange ihr euch für besser haltet, lernt ihr wegen eurer Arroganz die Gläubigen in den anderen Kirchen gar nicht kennen. Macht nicht denselben Fehler wie Elia, der sich im Kampf um den wahren Glauben allein glaubte, und von den andern Gläubigen im Land erst erfuhr, als er, am Ende seiner Kräfte, Gott eingestand, daß er auch nicht besser ist als seine Väter. (vgl. 1. Kön. 19:4+10+18.)
Ich bin froh, daß ihr aufgehört habt, andere Bedingungen für die Zugehörigkeit zur Gemeinde zu stellen als die, die Christus selbst stellt: Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, daß ihr euch untereinander liebt aus der Kraft heraus, mit der ich euch geliebt habe. (vgl. Joh. 13:34-35.) Solange ihr so liebt, und diese Liebe zu vervollkommnen trachtet, gehört ihr zur Gemeinde Christi; und dazu fähiger zu werden, sollte alles dienen, was in diesen Räumen geschieht.
Wenn ich geistreich reden könnte, die rechte Erkenntnis hätte und einen starken Glauben, aber keine Liebe, so wäre das alles wertlos. Strebt nach der Liebe; kümmert euch darum, daß ihr die Gaben nutzt, die Gott euch gibt; an meisten aber darum, daß ihr so redet, daß andere im Herzen angesprochen werden und die Gegenwart Gottes erleben, sagt Paulus. (vgl. 1. Kor. 13:1-2; 14:1+24-25.)
Bittet füreinander, daß diese Liebe wächst und reift; geht mit euch selbst ins Gericht, wenn ihr seht, daß ihr da versagt; und laßt euch von dem erneuern, der die Kraft dazu hat - von unserm Herrn Jesus Christus. Er vergibt uns, damit wir frei sind, ganz für ihn dazusein, ohne Schuldgefühle, trotz unserer Mängel. Sind wir bereit, so erneuert er unsere Herzen, daß wir gerne nach seinen Maßstäben handeln, und unsere Augen und Ohren, daß wir sehen und hören, was er will. Bei ihm können wir neu werden, zu solchen Menschen, die er für sein Werk gebrauchen kann.
Ich schätze mich glücklich, einem solchen Herrn zu gehören und zu dienen, und wünsche euch allen dieselbe Erfahrung und dasselbe Glück.
Arnold Neumaier
Arnold Neumaier (Arnold.Neumaier@univie.ac.at)