Beruflicher Erfolg

(Momentaufnahme eines inneren Konflikts, April 1994)


Derzeit flackert bei mir immer wieder ein Problem auf, das zeigt, daß ich immer noch Angst habe, Gott restlos zu vertrauen. Obwohl ich vertrauen will, kenne oder verstehe ich ihn nicht gut genug, (oder suche mich halt immer noch abzusichern), wenn es Dinge zu entscheiden gilt, die meinen beruflichen Erfolg betreffen.

Konkretes Problem ist meine Zeiteinteilung. Meine allgemeine Regel - Menschen zuerst, dann das interessanteste, was es unter den vielen Dingen gibt, die ich tun kann/sollte, außer es gibt drängende Zeitlimits - hat sich insgesamt als recht fruchtbar erwiesen, obwohl manchmal Grenzen erreicht wurden, die sehr stressig waren - wenn ich meiner Neigung, Neues zu lernen, Vorrang über Dinge, die dringend waren, eingeräumt habe. Aber jetzt ist es zum ersten Mal - abgesehen von der ersten Zeit, wo ich mir mein Verständnis von Gott eroberte - wieder so, daß geistliche Interessen im Konflikt mit den beruflichen Dingen sind. Und ich sehe, daß meine Prioritäten nicht klar genug sind.

Meiner Neigung gemäß, das Interessanteste zu tun, verwende ich mehr und mehr Zeit darauf, Briefe zu beantworten, mich auf Gespräche über die Bibel usw. vorzubereiten, Bücher zu lesen, die mein Verständnis der Welt des Geistes vertiefen oder von Gottes Wirken in der Welt berichten, ... und die Zeit fehlt dann anderswo. Trachtet am ersten nach der Herrschaft Gottes und nach dem, was vor ihm recht ist, und alles übrige wird euch zufallen! Dann sollte ich meinem Interesse ganz nachgeben. Dämpfet den Geist nicht! Aber kümmert sich Gott dann wirklich um den Rest, oder muß ich mich eben doch auch darum kümmern, schließlich ist es mein Beruf... .

Ich möchte vertrauen und spüre doch den Konflikt, bin mir des Willens Gottes nicht sicher genug und habe Angst, leichtsinnig zu sein oder unverantwortlich. Der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und ich kann nicht klar genug sehen, rechts und links sind aber Abgründe. Bleibt die Hoffnung, daß Gott mich führt, darauf muß ich einfach vertrauen, und denke ich, kann ich auch.

Am Sonntag habe ich im Bibelkreis über Abraham geredet, der Predigttext war Isaaks Opferung, und ich habe das danach nochmal angesprochen. Abraham muß die ganzen drei Tage lang gedacht haben, `Vielleicht mache ich jetzt den größten Fehler meines Lebens', er war sich unsicher und handelte doch, als sei er sicher, gab aber ausweichende Anweisungen und Antworten (1. Mose 22). Irgendetwas war faul an dem Befehl Gottes - war ihm nicht Isaak von Gott als Erbe mit einer großen Zukunft versprochen worden? Erst im Nachhinein konnte er sicher sein, daß es Gott war, der geredet hatte. Und wenn er nicht aufmerksam geblieben wäre bis zuletzt, hätte er sich schon festgelegt gehabt auf den Willen Gottes, er hätte seinen Sohn umgebracht und Gottes Korrektur nicht mehr oder erst zu spät wahrgenommen.

Erst zwei Tage danach habe ich gemerkt, daß ich in einer ähnlichen Situation bin, nicht ganz so extrem vielleicht: ``Nimm deinen Beruf, den Du lieb hast, und opfere ihn mir...''. Und das, obwohl ich deutlich sehen kann, wie er mir diesen Beruf als Zukunft vorbereitet hat und vorbereitet, mit Wien hat sich alles geordnet...

Es ist ein aufregendes Abenteuer mit Gott, aber zum Fürchten und zum Lieben. Ich hoffe, ich mache alles richtig und versäume nicht, zu erkennen, wenn er mich korrigiert.

Es tut gut, mal aussprechen zu können, was mich belastet. - -

Arnold Neumaier


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Arnold Neumaier (Arnold.Neumaier@univie.ac.at)