Ewigkeit

von Arnold Neumaier


Jemand schrieb mir:

Eine Welt in der es keinen Tod mehr gibt und in der auch wir ewig wären, kann ich mir nicht als erstrebenswert vorstellen. Durch unseren Tod machen wir dem Neuen Platz und schaffen Raum für neue Kreativität. Dieses natürliche Entstehen und Vergehen erhält doch die Bewegung des irdischen Lebens, die es erst lebenswert macht, aufrecht.


Solche Gedanken sind erst in neuerer Zeit als erstrebenswert hingestellt worden, früheren Generationen sind solche Gedanken fremd. Die Bibel zeichnet die Funktion des Todes anders, aber ebenso konsistent, nämlich als Fluch: 1. Mose 2:17; 3:19; Röm. 5:12-21; 7:7-25; Jak. 1:15.

In einer ewigen, immateriellen Welt ist Raum kein Hindernis. Schon auf der Zahlengeraden haben beliebig viele Zahlen Platz, und unendlich mal unendlich ist nicht größer als unendlich.

Wir sehen an der Entwicklung der Wissenschaften, daß, je mehr da ist, umso mehr Möglichkeiten für Kreativität da sind. Die zukünftige Welt ist bestimmt eine geistige Welt, ein immerwährendes Abenteuer, nicht die gähnende Langeweile, als die viele sie sich vorstellen. Joh. 16:12; 1. Kor. 2:6-16; 2. Kor. 12:2-5.

Die Mathematik (und das Forscherdasein) mit ihren ewigen Wahrheiten und Problemen ist ein schönes Gleichnis, und hat mir in manchem meine religiöse Erfahrung vorweggenommen.

Es ist nicht leicht, ein klares Bild von der zukünftigen Welt zu bekommen. Was haben wir als Anhaltspunkte?

  • 1. Mose 2:17; 3:19. Keine Zukunft unter dem Fluch.
  • Jes. 38:18 (ebenso Ps. 6:6, etc.). Keine Erwartung einer ewigen Welt.
  • Pred. 2:16; 3:11. Etwas ist in uns angelegt auf Zukunft.
  • Hiob 16:22; 17:16; 19:25-27. Ein Wechsel der Einstellung.
  • Joh. 14:2-4+19. Jesus hat mein Vertrauen. Ihn will ich verstehen.
  • Mark. 10:30. Trotz Ewigkeit zählt das Hier und Heute ebenso.
  • 1. Kor. 15:19. Trotz Hier und Heute ist die Zukunft das Entscheidende.
  • 1. Kor. 13:8+10+12. Das Jetzige ist unfertig, die Zukunft geprägt von Liebe.
  • Jes. 11:6-9. Andere Gesetze werden gelten.
  • Röm. 8:20-23. Eine Welt der Freiheit.
  • 1. Kor. 15:37+42-44. Eine immaterielle Welt, von der die jetzige nur sowenig Vorstellung liefert wie der Samen vom Weizenfeld.
  • Offb. 21:4. Der Tod wird nicht mehr sein. Aber vgl. Kap. 20:14: Der Tod ist 'nur' entmachtet. Die Bildersprache ist schwer zu interpretieren. Jedenfalls muß eine andere Physik herrschen.
  • Luk. 23:43. Hat die Ewigkeit schon begonnen? In einer 'parallelen' Welt?
  • Ps. 90

    Ich versuche, zu verstehen, wie diese Bemerkungen vom Ziel her motiviert sein könnten, und mit einem ohnmächtigen Tod stimmt alles zusammen. Das ist auch das Bild, das ich bevorzuge, denn eine Welt ganz ohne Tod (und die vielen kleinen Tode, wenn wir uns etwas Neuem zuwenden müssen) kann ich mir kaum vorstellen. Offb. 21:4 erscheint mir (deshalb) auch eher als ein Ausdruck von ``Der Tod als Fluch'' wird nicht mehr sein. Wie es wirklich sein wird, können wir nicht wissen.

    Bei den Griechen und andern antiken Völkern war die Sehnsucht nach Ewigkeit lebendig, und erscheint in den interessantesten Geschichten (habe leider die Namen der Akteure vergessen) als ein absorbierendes Aufgehen in der Gegenwart der Götter, in dem die Zeit verschwindet, und Tausende von Jahren wie ein Tag erscheinen; vgl. Ps. 90:4. Manchmal haben wir eine Ahnung davon..., nur daß wir dann wieder zurück müssen, und die Nachteile des Weggewesenseins tragen müssen. Joh. 6:35; 6:67-68; 17:3.


    Kann ich mir diese neue Welt vielleicht so vorstellen, daß das irdische Leben nur eine Art Übergangsstadium ist, aus dem uns der Tod befreit? Aber Übergang zu was?


    1. Kor. 15:37-44; Joh. 11:25-26; Matth. 10:39.

    Manchmal erscheint mir die Welt wie ein großer Flugsimulator, in dem die Piloten auf ihre Flugtauglichkeit geschult und geprüft werden.

    Mal. 3:2-3; 1. Kor. 9:24-27; 11:31+32; 2. Kor. 5:10.

    Das alles fügt sich für mich zu einer großen Vision zusammen, von der nur wenige Konturen scharf sind, diese aber so attraktiv ... Ich lebe hauptsächlich in der Gegenwart, aber ich freue mich auf die Zukunft, in der die Fesseln der jetzigen Welt wegfallen und der Kontakt mit Gott unmittelbarer und tiefer sein wird. Und daß ich jetzt nicht alles verstehen kann, nehme ich als zeitbedingt hin, und bin gespannt darauf, wie Jesus einmal seine Vorhersage in Joh. 16:22-23 wahr machen wird. Alle Fragen werden unwichtig, oder beantwortet sein.


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    Arnold Neumaier (Arnold.Neumaier@univie.ac.at)