Mängel überwinden

Arnold Neumaier


Jakobus 1,19-27:

``Denkt daran, meine geliebten Brüder: jeder Mensch soll schnell bereit sein, zu hören, aber zurückhaltend im Reden und nicht schnell zum Zorn bereit; denn im Zorn tut der Mensch nicht das, was vor Gott recht ist. Darum legt alles Schmutzige und Böse ab, seid sanftmütig und nehmt euch das Wort zu Herzen, das in euch eingepflanzt worden ist und das die Macht hat, euch zu retten.

Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach; sonst betrügt ihr euch selbst. Wer das Wort nur hört, aber nicht danach handelt, ist wie ein Mensch, der sein eigenes Gesicht im Spiegel betrachtet: Er betrachtet sich, geht weg, und schon hat er vergessen, wie er aussah. Wer sich aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit vertieft und an ihm festhält, wer es nicht nur hört, um es wieder zu vergessen, sondern danach handelt, der wird in seinem Tun glücklich sein.

Wer meint, er diene Gott, aber seine Zunge nicht im Zaum hält, der betrügt sich selbst, und sein Gottesdienst ist wertlos. Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater, besteht darin: für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt bewahren.''

Soweit Jakobus.

Ich bin gern hier in der Gemeinde, weil ich sehe, daß Gottes Wort hier etwas gilt und daß seine Liebe im Handeln zum Ausdruck kommt. Das ist schön so, und spornt auch mich an, mein Leben besser auf Gott auszurichten und mich in Liebe zu üben.

Aber das ist nur eine Seite. Es mangelt in der Gemeinde an Menschen, die Gottes Wort so in die Tat umsetzen, daß niemand hier zu kurz kommt. Manches von dem, was wichtig wäre, bleibt ungetan, weil die, die Gott dafür im Auge hat, seinen Ruf nicht erkennen.

Wem unter uns hat Gott die Gabe gegeben, Mängel zu erkennen? (Nachfragen! ... ihr kennt euch schlecht!) Gibt es jemanden hier, der in den letzten Monaten kein Wort der Kritik an der Gemeinde oder ihren Gliedern im Mund oder im Herzen gehabt hat? (Nachfragen! ... na also!)

Meint ihr, Gott hat uns den Blick für das Fehlende gegeben, damit wir darüber schimpfen, uns darüber beklagen, andern dafür Vorwürfe machen, oder den Ärger darüber still in uns hineinfressen? Nein!

Etwas, was fehlt, zu sehen - das ist meist das erste Signal Gottes, uns in seinen Dienst zu rufen, uns den Platz zu zeigen, wo unsere Gaben sich entwickeln und entfalten können. Wenn wir diese Signale übersehen und uns nicht zum Einsatz bereitmachen, brauchen wir uns nicht wundern, wenn wir wenig von Gottes Charisma in unserem Leben aufblühen sehen.

Alle, die Mängel sehen, haben vor Gott die Verantwortung, das ihre zu ihrer Überwindung beizutragen: durch eigenes Handeln, durch ihr Vorbild, indem sie anderen Mut dazu machen, indem sie offen sind für Gelegenheiten, etwas zu verbessern, indem sie Gott um Weisheit dafür bitten, daß sie neue Wege finden und gehen können, um dem Mangel abzuhelfen.

Von Jesus heißt es in Matth. 14,14: ``Es jammerte ihn, und er heilte ihre Kranken.'' Solange wir nur Entrüstung oder Enttäuschung über das, was fehlt, empfinden, wird sich kaum etwas ändern. Oft handelt Gott erst, wenn uns etwas so weh tut, daß es uns wichtig wird, Gott um Kraft zum heilenden Handeln zu bitten, und wir selbst bereit sind, sein Instrument dafür zu sein.

Ihr habt heute Gelegenheit, einen Blick in den Spiegel zu werfen. Bitte redet heute mit euren Freunden darüber, was ihr dazu beitragen könnt, das zu verbessern, was ihr hier als ungenügend empfindet. Sagt denen, die euch dabei unterstützen können, Bescheid, wo ihr euch einsetzen wollt, weil Gott euch durch eure Kritik daran in den Dienst gerufen hat.

Laßt euch von Ihm führen; seid mutig und erfinderisch; macht an euch das Wort Jesu wahr: ``So ist ein jeder, der die Schrift kennt und ein Jünger des Reiches Gottes geworden ist, wie ein Hausvater, der aus seinem Vorrat Neues und Altes hervorholt.'' (Matth. 13,52)

Ich möchte, daß ihr den, dessen Namen ihr als Christen tragt, dadurch ehrt und preist, daß ihr ganz ernst nehmt, was er von euch will. Und ich bitte unsern Herrn darum, daß er uns allen die Kraft dazu gibt, aus diesem Ernst heraus zu handeln. Amen.


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Arnold Neumaier (Arnold.Neumaier@univie.ac.at)